Beschreibung
Thomas Gatzemeier – „Das Bild hängt an der Wand wie ein Jagdgewehr“ – Der Katalog
Der Katalog „Das Bild hängt an der Wand wie ein Jagdgewehr…“ erschien anlässlich zweier bedeutender Ausstellungen von Thomas Gatzemeier in der Kunsthalle Gießen und im Museum Zwickau. Mit einer eindrucksvollen Sammlung seiner Werke aus den 1990er-Jahren und darüber hinaus, bietet der Katalog einen umfassenden Einblick in das Schaffen eines Künstlers, der wie kaum ein anderer die klassische Tradition mit modernen Ansätzen verbindet.
Eine Hymne an die Schönheit
Die opulenten Malereien und virtuosen Zeichnungen, die im Katalog präsentiert werden, sind eine Hommage an die Kunst und ihrer Möglichkeiten. Seine Werke sind geprägt von einer subtilen Spannung zwischen Intimität und Distanz, die den Betrachter in ihren Bann zieht.
Vielfalt im Werk: Malerei, Zeichnung und Palimpseste
Neben einigen figurativen Arbeiten enthält der Katalog auch Werke aus Gatzemeiers Zyklus *„Topografien“*. In diesen Bildern interpretiert der Künstler Landschaften und Strukturen in einer abstrakten, fast kartografischen Weise, wobei er mit Farben und Texturen experimentiert, die sowohl die Fläche als auch die Tiefe seiner Kompositionen betonen.
Ein weiteres Highlight des Katalogs sind die frühen „Palimpseste“ auf Kontopapier, die bis heute eine zentrale Rolle in Gatzemeiers Schaffen spielen. Diese Werke, die durch Übermalungen und Ergänzungen auf altem Papier entstehen, reflektieren den Palimpsest als künstlerisches Prinzip: das Aufeinanderlegen und Umschreiben von Vergangenheit und Gegenwart. Einige dieser Arbeiten haben Eingang in renommierte Sammlungen gefunden, was die Wertschätzung für diese einzigartige Technik unterstreicht.
Gatzemeier um die Jahrtausendwende
Thomas Gatzemeier begann um die Jahrtausendwende, sein Schaffen auf neue Konzepte auszuweiten. Während die klassische Schönheit des menschlichen Körpers ein zentrales Thema bleibt, öffnet er sich verstärkt Themen wie der Vergänglichkeit, der Topografie von Erinnerung und der Überlagerung von Bedeutungsebenen. Seine Arbeiten spiegeln eine tiefe Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte und zeitgenössischer Gesellschaft wider.
Der Katalog „Das Bild hängt an der Wand wie ein Jagdgewehr…“ ist ein essenzielles Dokument für alle, die das Werk von Thomas Gatzemeier verstehen und würdigen möchten. Mit einer ausgezeichneten Bildqualität und einer sorgfältigen Auswahl der Werke wird ein umfassender Überblick über sein Schaffen geboten – von sinnlichen Malereien über experimentelle Arbeiten bis hin zu wegweisenden Palimpsesten. Der Katalog zeigt, warum Gatzemeier zu den bedeutendsten deutschen Künstlern seiner Generation zählt.
Rezension FAZ zur Ausstellung Thomas Gatzemeier – Das Bild hängt an der Wand wie ein Jagdgewehr
Zu Beginn der neunziger Jahre versuchte der Maler Thomas Gatzemeier, sich Klarheit über die Wiedervereinigung zu verschaffen. Der deutsche Wald ist der Ort der Mythen und
Seelenempfindungen. Sein Bild „Waldeslust“ setzte er aus vier früheren Gemälden zusammen, von denen er die Malschicht teils abkratzte. Gleich einer visionären Metapher, scheint das Bild das Unvereinbare bloßzulegen, obgleich die Abbildungstreue des sozialistischen Realismus, den Gatzemeier bis 1986 in der ehemaligen DDR genießen durfte, bevor er nach Karlsruhe umsiedelte, nie seine Sache war.
Inzwischen kam der saure Regen über den deutschen Wald, der sowohl starb als auch sich erholte.
Gatzemeiers neuestes Bild „Figur – Wald“ lässt vermuten, dass dieser Zustand im Jahre acht nach der Wiedervereinigung andauert, dass sich nichts Grundlegendes geändert hatte – nur die Distanz ist größer geworden, was freilich nicht bedeutet, dass diese Erkenntnis nicht schmerzt. Denn Gatzemeiers großformatige Bilder muss man aus der Distanz betrachten. Erst dann formen sich schemenhafte Figuren in der grob aufgetragenen Malschicht. In der Tiefe der Oberfläche scheint sich dann ein geheimes Spiel abzuspielen, als ob das Gebotene (und Verborgene) in den Kopf des Betrachters verlagert wäre. Bei Gatzemeier überragen die handwerklichen Fertigkeiten vieles, was man auf dem heutigen Kunstmarkt findet. Sie ermöglichen dem Maler eine schöpferische Freiheit, die der Routine widersteht. In einem langsamen Arbeitsprozess gelingt es ihm, den ursprünglichen libidinösen Impuls in eine erotische Sehnsucht zu verwandeln. Bewusst oder unbewusst tritt er dem heutigen Trend entgegen, den menschlichen Körper (und auch jegliche Landschaft) zu einer flüchtigen, reiz überfüllten Oberfläche zu degradieren.
Thomas Gatzemeier – Das Bild hängt an der Wand wie ein Jagdgewehr und andere Publikationen finden Sie in der Rubrik „Bücher und Kataloge“
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