Thomas Gatzemeier | Miss Robinson

Thomas Gatzemeier | Miss Robinson von Thomas Gainsborough

Thomas Gainsborough (1727-1788), stark beeinflusst vom französischen Rokoko-Maler Antoine Watteau, begann seine Karriere auf dem Land und wurde später zu einem der gefragtesten Porträtmaler Londons. Das mag zwar eine gängige Künstlerbiografie sein, doch seine Bilder haben weit mehr zu bieten.

Jedes seiner Werke erzählt seine eigene Geschichte, und das Porträt von Miss Robinson birgt eine besonders delikate.

Mary Robinson war eine bekannte Schauspielerin, die, so erzählt es die Überlieferung, eine Affäre mit George, dem späteren Prinzregenten, begann. Sie wurde kurzzeitig seine Geliebte – kurzzeitig, weil der Prinzregent dafür bekannt war, seine Liebschaften häufiger zu wechseln als die Jahreszeiten ihren Zyklus vollenden. Frauen, die sich für Prinzregenten interessieren, sollten dies in ihre Überlegungen einbeziehen.

Viele Gemälde, die wir auf den ersten Blick als eher belanglos wahrnehmen, erzählen ihre Geschichten durch subtil versteckte Details.

Im Porträt von Miss Robinson, zum Beispiel, hält sie eine Miniatur ihres Geliebten in der Hand, und der Hund zu ihren Füßen symbolisiert Treue. Ihr melancholischer Blick verrät jedoch, dass die Geschichte eine traurige Wendung nahm. Als der Prinzregent das Bild mit einer Miniatur von sich selbst und einem Herz, das er ihr geschenkt hatte, in Auftrag gab, war die Affäre bereits beendet.

Um die Demütigung noch zu steigern, schenkte George, der Treulose, später dieses Porträt dem Marquess of Hertford, dessen Frau ebenfalls eine seiner zahlreichen Eroberungen war. So erhielt der betrogene Marquess das Bildnis einer anderen Geliebten, und seine Frau, die ihn hintergangen hatte, musste es täglich sehen. Man könnte fast sagen, dass diese Geschichte den Stoff für einen Roman bietet.

Der melancholische Blick von Miss Robinson lässt erahnen, welche Erniedrigungen sie ertragen musste. Doch es ist ihre Haltung und die subtilen Details im Bild, die dem Betrachter ihre Misere mitteilen.

Überarbeitung der Heliogravüre durch Thomas Gatzemeier

Um dieser Schwermut ein Ende zu setzen, bedurfte es Flügel, und so wurden sie ihr durch die Überarbeitung von Thomas Gatzemeier gegeben. In einer surrealen Malereicollage, die Teil seines Zyklus „Die mystische Möhre“ ist, fügte Gatzemeier der Heliogravüre Schmetterlingsflügel hinzu, die rechts und links hinter dem Porträt von Miss Robinson erscheinen.

Diese Ergänzung verleiht dem Bild eine neue, fast transzendente Dimension, in der Miss Robinson als eine Figur erscheint, die zwischen ihrer irdischen Realität und einer anderen, imaginären Welt schwebt. Auf ihrem Schoß sitzt zudem eine Biene, die als Symbol für Fleiß und Opferbereitschaft interpretiert werden kann.

Durch diese künstlerische Transformation erweitert Gatzemeier das historische Porträt um eine moderne, surreale Ebene, die sowohl den ursprünglichen Kontext respektiert als auch neue Interpretationsmöglichkeiten bietet. Die Schmetterlingsflügel und die Biene bringen Bewegung und Symbolik ins Spiel, die dem Porträt von Miss Robinson eine ganz neue Bedeutungsebene hinzufügen und den Betrachter dazu einladen, das Bild aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

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Die Grafik von Thomas Gatzemeier | Miss Robinson 2017 gehört zu dem Zyklus Zeitmaschine.

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