Beschreibung
Die mystische Möhre – Ein surrealer Zyklus von Thomas Gatzemeier
Der Katalog *Die mystische Möhre* bietet einen faszinierenden Einblick in den surrealen Werkzyklus von Thomas Gatzemeier, an dem der Leipziger Künstler seit mehreren Jahren arbeitet. Dieses Buch ist nicht nur eine Sammlung seiner Werke, sondern auch eine Einladung in ein komplexes Geflecht aus künstlerischen Techniken, historischen Bezügen und zeitgenössischer Interpretation. Gatzemeier widmet sich mit diesem Zyklus einer poetisch-ironischen Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung und Bedeutung von Symbolen, Motiven und Erzählungen, die zwischen Fantasie und Realität oszillieren.
Der Palimpsest als künstlerische Praxis in dem Zyklus Die mystische Möhre
Ein zentrales Element in Gatzemeiers Arbeit ist die Technik des Palimpsests – ein Prozess, bei dem bestehende Bilder überarbeitet, verändert und in neue Kontexte gesetzt werden. In *Die mystische Möhre* greift Gatzemeier auf alte Heliogravüren zurück, die aus Kunstreproduktionsmappen stammen, die einst von Wilhelm von Bode herausgegeben wurden. Diese historischen Vorlagen, die ursprünglich dazu dienten, die Werke großer Meister der Kunstgeschichte zu dokumentieren, werden von Gatzemeier auf subversive Weise umgedeutet.
Durch das Übermalen und Eingreifen in diese Bildträger entsteht eine spannende Reibung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die ursprüngliche Funktion der Heliogravüren als neutrale, reproduktive Dokumente wird durch die Eingriffe Gatzemeiers in ein subtiles Spiel aus Zerstörung und Schöpfung verwandelt. Seine surrealen Ergänzungen – seien es fantastische Pflanzen, groteske Figuren oder rätselhafte Symbole – verleihen den Bildern eine narrative und ironische Vielschichtigkeit, die den Betrachter herausfordert, neue Bedeutungen zu entdecken.
Wilhelm von Bode und die Kunst der Reproduktion
Wilhelm von Bode (1845–1929), einer der einflussreichsten Kunsthistoriker seiner Zeit, setzte mit seinen Kunstreproduktionsmappen Maßstäbe in der Vermittlung und Dokumentation von Kunst. Als Generaldirektor der Berliner Museen trug er wesentlich zur Förderung der Kunstwissenschaft bei und etablierte die Reproduktion als wichtige Methode, Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Gatzemeiers Aneignung dieser Drucke könnte als ein Dialog mit Bodes Vision interpretiert werden – ein Spiel mit der Vorstellung, was Kunst bewahren oder verändern soll.
Thomas Gatzemeier – Künstler und Geschichtenerzähler
Thomas Gatzemeier, geboren 1954, ist ein Künstler, der wie kaum ein anderer die Brücke zwischen Tradition und Moderne schlägt. Seine Arbeiten sind geprägt von einer tiefen Verankerung in der Kunstgeschichte, kombiniert mit einer kritischen, oft ironischen Haltung gegenüber den großen Narrativen der Kultur und Gesellschaft. Mit seinem unverkennbaren Stil, der Malerei, Grafik und Zeichnung miteinander verbindet, schafft Gatzemeier Werke, die gleichermaßen visuell faszinieren und intellektuell anregen. Seine Auseinandersetzung mit historischen Techniken und Vorlagen ist dabei keine bloße Hommage, sondern immer auch eine Transformation und Neubewertung.
„Die mystische Möhre“ ist mehr als ein Katalog – es ist eine Erkundung der Schnittstellen von Geschichte und Gegenwart, Realität und Fantasie. Die Kombination aus surreale Fantasie, akribischer Handwerkskunst und historischer Tiefe macht diesen Zyklus zu einem herausragenden Beispiel für die zeitgenössische Auseinandersetzung mit künstlerischem Erbe. Der Katalog lädt dazu ein, die vielschichtigen Arbeiten Gatzemeiers zu entdecken und in die mystische Welt seiner surrealen Motive einzutauchen.
Zu den Arbeiten des Zyklus – Die mystische Möhre
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.